Bernhard, Hans (1888-1942)--DB297

Bernhard, Hans (1888-1942)--DB297

Picture

Person

Lebensdaten

13.09.1888-08.04.1942

Mädchenname, Herkunftsort bzw. Heimatort

Winterthur

Zivilstand, Konfession, Nachkommen

Ledig; reformiert

Soziale Herkunft, verwandtschaftliche Beziehungen

Sohn von Konrad Bernhard, Landwirt, und Anna Katharina Bernhard-Benz

Ausbildung, berufliche Tätigkeit und Funktionen in der Öffentlichkeit

Ausbildung

Habilitation 1915; Universität Zürich: Studium der Geographie; Ing. Agr. ETHZ 1906-1909; Kantonale landwirtschaftliche Schule Strickhof 1904-1906

Berufsausübung

Zürcherisches Ernährungsamt: Vorsteher Abteilung landwirtschaftliche Produktion; ETH Zürich: Lehrauftrag 1928-; Schweizerische Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft (SVIL): Erster Geschäftsführer 1918-1942 (als Vorgänger von Vital, Not (1907-1986)--DB3654), Initiant; Universität Zürich: Titularprofessor 1925-1942, Dozent für Wirtschaftsgeographie 1915-1945; Landwirtschaftliche Schule Strickhof: Hauptlehrer für Betriebslehre, Pflanzenbau und landwirtschaftliches Bauwesen 1911-1920; Kalisyndikat: Führung Geschäftsstelle

Funktionen in landwirtschaftlichen Institutionen

Schweizerischer Verband der Vereine ehemaliger Landwirtschaftsschüler: Präsident spätestens 1923-mindestens 1930 (als Vorgänger von Marbach, Walter (1895-1967)--DB2246); Verein ehemaliger Schüler des Strickhofs: Präsident

Funktionen in anderen Institutionen

Funktionen in der Politik

Ständerat (BGB) 1939-1942

Biographische Skizze

Nach Abschluss der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof in Zürich studierte Hans Bernhard von 1906 bis 1909 Agrarwissenschaft an der ETH Zürich, dann Geografie, v.a. Wirtschafts- und Agrargeografie, an der Universität Zürich. Das Studium verband Bernhard mit zahlreichen Auslandsaufenthalten, v.a. am Landwirtschaftlichen Institut in Rom. Es folgten 1911 die Promotion und 1915 die Habilitation an der naturwissenschaftlichen Fakultät in Zürich. 1911 bis 1921 lehrte Bernhard an der Landwirtschaftlichen Schule Strickhof, wo er u.a. Kleiber, Max (1893-1976)--DB1937 und Schmid, Walter (1895-1985)--DB4490 kennenlernte. 1918 wurde Bernhard Geschäftsführer der 'Schweizerischen Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft' (SVIL). 1925 wurde er zum Titularprofessor an der Universität Zürich ernannt und ab 1928 dozierte Bernhard 'Wirtschaftslehre des Landbaus' an der ETH. Er gilt, zusammen mit Thies Hinrich Engelbrecht (1853-1934), als Begründer der modernen Agrargeografie. Bernhard verfasste bedeutende agrargeographische Abhandlungen über die Schweiz, Deutschland, Italien und England. 1939 wurde er als Vertreter der Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei (BGB) in den Ständerat gewählt.

Zentral war Bernhards Wirken an der Spitze der 1918 unter dem Eindruck der kriegsbedingten Ernährungskrise gegründeten SVIL. Er leitete die gemeinnützige Institution bis zu seinem unerwarteten Tod 1942. Unter seinem Einfluss entwickelte sich die SVIL zu einer wichtigen Landwirtschafts-Planungsstelle: Sie förderte auf privatwirtschaftlicher Grundlage mit Hilfe der Industrie und staatlicher Zuschüsse die Bodenkultur und das landwirtschaftliche Siedlungswesen. Dem Rückgang der Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln wollte Bernhard mit einer Steigerung der Produktion dank innenkolonisatorischer Massnahmen begegnen - in enger Zusammenarbeit mit der Industrie und der Arbeiterschaft. Ähnlich wie Meyenburg, Konrad von (1870-1952)--DB2359 engagierte sich Bernhard auch im Siedlungswesen. Er gehörte zu jenen Akteuren, die, wie Keller, Hans (1882-1941)--DB1873, Gillabert-Randin, Augusta (1869-1940)--DB1259, Howald, Oskar (1897-1972)--DB1663, Jaeggi, Bernhard (1869-1944)--DB1758, Käppeli, Josef (1872-1942)--DB1840, Kleiber, Max (1893-1976)--DB1937, Lorenz, Jacob (1883-1946)--DB2178, Mangold, Fritz (1871-1944)--DB2238 und Martinet, Gustave (1861-1928)--DB2277 sich am Aufbau der neuen Ernährungs- und Agrarpolitik nach 1918 aktiv beteiligten. In der SVIL beschäftigte Hans Bernhard zahlreiche junge Agronomen, die er an der ETH unterrichtet hatte - so bspw. Nebiker, Hans (1901-1985)--DB2530, der von 1926 bis 1928 im Auftrag der SVIL im Kanton Baselland eine Enquête durchführte.

Zusammen mit Schuler, Kaspar (1856-1915)--DB3255, Zwicky, Caspar (1863-1935)--DB3974, Strüby, Alfred (1889-1949)--DB3507 und Girsberger, Johann (1871-1930)--DB1269 gehörte Hans Bernhard zu jener Gruppe von Kulturingenieuren, die das Meliorationswesen im frühen 20. Jahrhundert prägten.

Autor: Peter Moser

Quellen und Literatur

Eigene Publikationen

  • Die Innenkolonisation der Schweiz, 1919
  • Schweizerische Siedlungspolitik, 1919
  • Die Wirtschaftsprobleme des Vallemaggia (Tessin) als typischen Gebirgsentvölkerungsgebiets, in: 75 Jahre Strickhof, Zürich 1928, S. 191-236
  • Rationalisierung des landwirtschaftlichen Wirtschaftsraumes in der Schweiz, 1940

Quellen

  • AfA Personendossier Nr. 602
  • SVIAL Bulletin, 15. Mai 1942, S. 1
  • Juri Auderset, Peter Moser, Krisenerfahrungen, Lernprozesse und Bewältigungsstrategien. Die Ernährungskrise von 1917/18 als agrarpolitischer «Lehrmeister», in: Thomas David u.a. (Hg.), Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Wirtschaftsgeschichte, Zürich 2012
  • Schmid, Hans Rudolf: 'Bernhard, Hans Ulrich', in: Neue Deutsche Biographie, Jg. 2, 1995, S. 118
  • Schweizerische Landwirtschaftliche Zeitschrift, 1942, S. 404f.
  • Schweizerischer Landwirtschaftlicher Verein, Jahresberichte, 1923-1930

Schlagworte

Suisse - SchweizKanton ZürichSchweizerische Vereinigung für Innenkolonisation und industrielle Landwirtschaft (SVIL)Akademisch-Landwirtschaftlicher Verein an der ETH Zürich

Bernhard, Hans (1888-1942)--DB297

Peter Moser, Bernhard, Hans (1888-1942)--DB297 .